Materialteil zu Neubau am Mariengymnasium

Ein Interview mit unserem Schulleiter Jürgen Ploeger-Lobeck

von Jonas Evers (Q1)

Bloody Mary: Wie ist es zum Neubau gekommen?

Jürgen Ploeger-Lobeck: Da gab es eigentlich zwei Gründe: der eine war die Umstellung auf G9. Das heißt, dass wir wieder bis zur 13. Klasse hochwachsen und dadurch dann einen kompletten Jahrgang mehr an der Schule haben. Dieser Jahrgang muss untergebracht werden, wir brauchen deswegen also mehr Unterrichtsräume. Dann hat man das B-Gebäude ins Auge gefasst, das – und das ist der zweite Grund – ohnehin stark renovierungsbedürftig war. Bei genauerer Prüfung hat man festgestellt, dass ein Abriss und Neubau in etwa gleich teuer wären und sich so für den Neubau entschieden. So konnte man das Gebäude auch einfacher anpassen an den größeren Raumbedarf unter G9. 

Das ist allerdings auch noch passiert, bevor ich ans MG kam. Herr Dr. Lichte war hier federführend. Ich habe dann gemeinsam mit dem Bauausschuss unserer Schule das Projekt begleitet, nachdem diese Entscheidung schon gefallen war. 

BM: Was unterscheidet das neue Gebäude im Vergleich zu den anderen?

JPL: Erst einmal muss man sagen, dass das B-Gebäude schon immer das Herz der Schule gewesen ist, weil es so zentral liegt. Wir haben ja so einen Campus-Charakter mit zusammengewürfelten Gebäuden rund um das B-Gebäude herum. Ganz früher war es der Altbau, der sich im Zentrum befand, zuletzt war es das Von-der-Vring-Haus, was an seiner Lage und an der Tatsache lag, dass Frau Klostermanns Sekretariat dort untergebracht war, ebenso wie das Schulleitungs- und Stellvertreterbüro. In Zukunft wird mein Büro dort ebenso wieder sein wie das der stellvertretenden Schulleiterin und das Sekretariat von Frau Klostermann. 

Außerdem war das B-Gebäude immer auch ein Transitgebäude, das durchquert werden musste: Auf dem Weg zur Mensa, auf dem Weg zur Turnhalle oder eben zurück. Deshalb war dort immer viel los und so wird es auch wieder werden. Jetzt werden ja auch deutlich mehr Schüler im Von-der-Vring-Haus ihre Klassenräume haben. 

Der größte Unterschied zum alten Gebäude liegt im Eingangsbereich, wenn man vom alten Lehrerparkplatz her kommt. Die herrliche große Glasfassade haben mit Sicherheit schon alle bewundert, dahinter wird sich ein Aufenthaltsbereich befinden, den man eben nicht nur schnell durchschreitet, weil man woanders hin möchte, sondern in dem man auch sitzen und verweilen kann. 

BM: Sind Sie zufrieden mit dem Bau bisher? Gab es Schwierigkeiten auf dem Weg bis jetzt?

JPL: Grundsätzlich bin ich zufrieden, auch wenn man das auch so ein bisschen differenzieren muss. Es gibt natürlich immer Details, die besser sein könnten, aber da redet man dann über Kleinigkeiten. Der Landkreis ist der Träger der Schule und hat das letzte Wort. Das heißt, der Landkreis bezahlt alles, was nicht zum pädagogischen Bereich gehört, also die Gebäude, den Unterhalt der Gebäude, die Hausmeisterei, alles, was an Dingen zur Verfügung gestellt wird wie Smartboards, Tafeln und Kreide. All dies wird vom Landkreis getragen. 

Der Landkreis hätte es sich natürlich mit einer Renovierung einfacher machen können und im Nachhinein betrachtet vielleicht auch günstiger. Er hat aber bewusst nicht den günstigsten Weg gewählt, sondern, so finde ich, ein schönes Gebäude hingestellt. Er hat einen kompetenten Architekten aus Berlin eingestellt, was ich als Ansatz auch gut finde. 

Die Probleme, die dann aufgetreten, sind Details. Innen ist uns dort beispielsweise immer Sichtbeton versprochen worden. Da haben sich die Mitglieder des Bauausschusses etwas anderes vorgestellt als das, was man jetzt tatsächlich dort sieht. Für mich sind viele Wände ziemlich unansehnlich und das ist schade. Wir hätten es alle begrüßt, wenn der Sichtbeton qualitativ hochwertiger gewesen wäre, und das haben wir mit dem Landkreis auch besprochen. Der ist selber nicht glücklich darüber. Ich weiß nicht, ob da noch eine Nachbesserung zu erwarten ist, aber wir können mit dieser Schwierigkeit mit Sicherheit auch kreativ mit umgehen. Farblich können und wollen unsere SchülerInnen, angeleitet durch die Fachgruppe Kunst, sicherlich kreativ werden. Alternativ kann man vermehrt Bilder aufhängen. Ich könnte mir auch Graffitis vorstellen, da gibt es ja alle möglichen Varianten, wie man das hinbekommen kann. 

Ansonsten sind wir als Schule die ganze Zeit im Prozess beteiligt gewesen. Der Bauausschuss hier im MG mit Herrn Engel als Vorsitzenden und Mitgliedern aus der Schülerschaft, Eltern und Kollegium ist immer im Gespräch gewesen mit dem Landkreis und hat auch seine Wünsche einbringen dürfen. Auf Vieles ist auch Rücksicht genommen worden. Leider nicht auf alles, aber das ist dann eben so. Letzten Endes bezahlt der Landkreis, und er entscheidet dann auch final. Das muss man einfach so akzeptieren. 

BM: Im Vorfeld habe ich mich mit einigen Schülern unterhalten, mir ein paar Meinungen eingeholt und die meisten mögen das Gebäude sehr, finden aber, das es nicht zu den restlichen Gebäuden passt. Können Sie mir erzählen, wie es zur Farbe Rot gekommen ist?

JPL: Ja, der Bauausschuss hier bei uns an der Schule hatte sich farblich schon etwas überlegt, was zum Teil auch berücksichtigt wurde, vor allem im Gebäude selbst, mit dem hellgrünen Bodenbelag. Den Farbton haben wir auch im Oberstufengebäude und empfinden ihn als sehr schön, deshalb wollten wir ihn gerne wieder aufnehmen. Wir hätten das Hellgrün auch gerne an der Fassade außen wieder aufgenommen, statt dieses zusätzlichen Rottons, den wir jetzt haben. Allerdings hat der Landkreis das abgelehnt. Wir haben auch Vorschläge entwickelt, letzten Endes hat der Landkreis aber gesagt: das ist mein Gebäude, wir möchten, dass es rot ist, und deswegen ist es jetzt von außen rot. An die Farbe werden wir uns dann sicherlich alle gewöhnen.

Nichtsdestotrotz ist es natürlich echt ein Hingucker. Es ist ein tolles Gebäude mit vielen Fenstern und dadurch freundlichen und hellen Räumen. Es ist architektonisch insgesamt als Entwurf, finde ich, sehr gelungen. Wenn man unten einmal drin gewesen ist, und sieht, wie man diese Höhenunterschiede bewältigt hat, dann ist das extrem geschickt. Man kann das schon einen Geniestreich des Architekten nennen. Wer sich noch dran erinnert, weiß, dass es insgesamt dreimal Stufen zu überwinden galt auf dem Weg von der Pausenhalle in die Mensa, es gab also vier verschiedene Ebenen, obwohl sich alle im Erdgeschoss befanden. Durch den neuen Entwurf sind daraus jetzt zwei geworden. Man hat jetzt einmal die Pausenhallen-Ebene und die Mensa-Ebene. Darüber in den beiden Obergeschossen ist dann überall wieder das gleiche Niveau. 

BM: Wie sieht es denn mit der digitalen Ausstattung im neuen Gebäude aus?

JPL: Das haben wir auch gemeinsam mit dem Landkreis geplant. Hier sind alle unsere Wünsche berücksichtigt worden. Wir haben genau darauf geachtet, wo die Smartboards, mit denen alle Räume ausgestattet werden, sein werden, auch in den beiden Kunsträumen im Erdgeschoss. Die Anschlüsse sind entsprechend gelegt worden. Wir haben dafür gesorgt, dass in jedem Raum auch genügend Steckdosen am anderen Ende des Raums sind, sodass dort auch digitale Endgeräte aufgeladen werden können, z.B. von Schülern oder auch Schulgeräte. Wir glauben, dass wir da im neuen von-der-Vring-Haus sehr gut aufgestellt sind in Zukunft. 

BM: Wird das Gebäude seinen alten Namen behalten?

JPL: Ja. Wir haben ein stimmiges Namenskonzept. Viele bedeutende Personen, die mit der Schulgeschichte verknüpft sind, finden sich darin wieder, und das wollen wir auf jeden Fall beibehalten. Das Schild ist auch noch da und wird wieder montiert werden. Vielleicht machen wir dafür auch noch einmal eine gesonderte Aktion. 

Die Einweihung des Gebäudes ist im Sommer zu erwarten. Wie dies jetzt in Coronazeiten aussehen wird, ist momentan noch nicht abzusehen. Normalerweise gibt es einen formalen Festakt, der aber wahrscheinlich so gar nicht erlaubt sein wird, also müssen wir uns etwas Kreatives überlegen. Dass wir auch „kreativ“ können, haben wir bei den Anmeldungen für die neuen Fünftklässler bewiesen. Wir schaffen das bestimmt auch bei der Einweihung des neuen Von-der-Vring-Hauses noch einmal. 

BM: Wer darf sich auf das Gebäude freuen? Im alten B-Gebäude waren ja auch Klassenräume. Werden Klassen einziehen? Wenn ja, wie viele?

JPL: Ganz klar, es sind ja insgesamt 10 Klassenräume in dem Gebäude. Es ist aber noch nicht alles so ganz klar, wir haben uns grobe Überlegungen gemacht. Wahrscheinlich wird es dabei bleiben, dass das Seetzen-Haus der Oberstufe, also der Q1 und Q2, vorbehalten bleibt. Im E-Gebäude sollen weiter die unteren Jahrgängen beheimatet sein. Das heißt, alle anderen können dann in A und B untergebracht werden, also dem Altbau und dem Von-der-Vring-Haus. Wer genau, das kann ich heute natürlich noch nicht sagen, das hängt auch von den Klassenfrequenzen ab. Wahrscheinlich ist eine Unterbringung der Jahrgänge 10 und 11.

BM: Was ist Ihr Gesamtfazit?

JPL: Ich bin insgesamt wirklich sehr zufrieden, es gibt kleinere Abstriche, die wir eben besprochen haben, mit denen wir, glaube ich, aber leben können. Ich freue mich auf das neue Gebäude und bin gespannt, wie es von unseren SchülerInnen angenommen wird.

BM: Vielen Dank für das Interview, Herr Ploeger-Lobeck!