Grüne Schatten

Eine düstere Kurzgeschichte

von Sweja Boekhoff (Kl. 9)

Schrill hallte das tiefe, verrückte Lachen der dunklen Gestalt durch den nachtschwarzen Wald. Leise mischte sich das Tropfen einer dickflüssigen Flüssigkeit mit unter das Geräusch und bildete so eine düstere Atmosphäre. Ein kleines Kind saß, mit dem Rücken an einen Baum gepresst, hinter einer Wand aus dunklem Grün.

Illustration: Sweja Boekhoff

Sie verdeckte das Kind, doch nicht die Geschehnisse auf seiner anderen Seite. Die Augen des Kindes blickten starr auf die Szene, welche sich vor ihm abspielte. Eine durchdringende, dunkelrote Flüssigkeit verschmutze das Gras und breitete sich Sekunde für Sekunde mehr über den Waldboden aus.

Metallener Geruch

All die toten Körper, welche über die Lichtung verteilt lagen, ergaben ein Bild, welches sich für immer in die Erinnerungen des Kindes einbrennen würden. Die gesamte Szene, der metallene Geruch, welcher in der Luft hing, das Geräusch des Lachens des verrückten Mannes sowie das Bild von all dem, wie es sich direkt vor seinen Augen abspielte, war etwas, das für immer seinen Weg zurück in die Gedanken des Kindes finden würde, um ihm zu sagen, was es tun musste. Das Lachen fand ein ebenso abruptes Ende wie die dumpfen Schritte, und als das Kind seinen Kopf drehte, erblickte es eine in einen Mantel gehüllte, vermummte Gestalt, welche kurz vor der Wand aus Blättern und Gestrüpp stand, die vor ungebetenen Blicken schützte. Das Kind hatte jedoch Löcher gefunden. Und eben jene Löcher waren es, welche die Sicht auf die grausamen Bilder auf der anderen Seite preisgegeben hatten. Die grüne Wand war zerbrochen.

Foto: Markus Gärtner

Blitzender Stahl

Der vermummte Mann hob einen seiner Arme und erlaubte dem Kind so, von dem blitzenden Stahl einer Klinge geblendet zu werden. Die Reflexion seines Gesichts spiegelten sich in der blutigen Spitze. Mit einer schnellen Bewegung wurde die Klinge nach unten gebracht, wodurch immer mehr Risse in der einst festen Wand entstanden. Es brauchte nur ein paar wenige Hiebe, um die schützende Wand endgültig zu zerbrechen, so dass die vermummte Gestalt freie Sicht auf das Kind hatte. Langsam schritt sie durch die Büsche, welche sie von dem Kind trennten. Dieses saß noch immer auf dem kühlen Boden des Waldes, mit dem Rücken gegen die raue Oberfläche eines Baumes gelehnt, und starrte das Bild auf der anderen Seite der nun nicht länger existierenden Wand an.

Ein grausames Bild

„Lass uns gehen“, sprach eine dumpfe Stimme. Der Kopf der Gestalt war leicht gesenkt und sie blickte auf das emotionslose Gesicht des Kindes. Es zeigte keine Reaktion und stand einzig von seiner Position vor dem Baum auf. Seine Augen, noch immer leer von jeglicher Reaktion, blickten in das Gesicht der Gestalt. Es nickte, reagierte so auf die zuvor gesprochenen Worte und begann, sich von seiner vorherigen Stelle zu entfernen. Die Gestalt folgte, und im Bruchteil einer Sekunde liefen sie nebeneinander durch den nächtlichen Wald. Auf ihrem Weg wurde nicht ein einziges Wort gesprochen, während sie die dunkle Szene hinter sich ließen. Ein grausames Bild, welches die Gedanken des Kindes niemals verlassen sollte.

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