Weihnachten beim Griechen

von Chiara Fleßner (Kl. 8)

Wieder einmal stand Weihnachten vor der Tür, und wie jedes Jahr stellte sich die Frage: Wohin gehen wir am ersten Feiertag essen? In meiner Familie sorgt dieses Thema meistens für Streitigkeiten. Der eine will keine Pasta con carne, der andere kein Gyros und der nächste keine Hühnersuppe süß-sauer. Dazwischen sitzt noch meine Mutter. Sie ist Vegetarierin. Wenn man dann endlich ein Restaurant gefunden hat, ist es meist schon spät und man bekommt dort keine Plätze mehr.

Foto: RitaE auf pixabay.com

Bei der Organisation mischt meine Oma ganz vorne mit. Zu dumm nur, dass sie damit oftmals überfordert ist und sich nicht immer alles hundertprozentig merken kann, schon gar nicht die Namen der Restaurants, bei denen sie anruft. Wie wir es dennoch schaffen, jedes Jahr einen Tisch zu bekommen, ist mir immer wieder ein Rätsel.

Dieses Jahr führte es uns zu einem Griechen, der nicht weit von uns entfernt liegt. Zuvor wurden Wetten abgeschlossen, wie: „Ich wette, die haben noch nie etwas von uns gehört.“ Oder: „Sie haben zwar von uns gehört, aber wir haben den Tisch dort bestimmt unwissentlich abbestellt.“ Zu allem Überfluss wurde meine Tante am Morgen des 25. Dezembers krank und konnte daher am Abend nicht teilnehmen. Das Schauspiel nahm dennoch seinen Lauf. Einmal angekommen, bekamen wir dann tatsächlich einen Tisch, jedoch war es im Lokal ein wenig überfüllt und dementsprechend nicht gerade leise. Zum Glück stand unser Tisch etwas abseits von den anderen in einer Ecke, was das Ganze für uns neun Familienmitglieder doch recht angenehm machte.

Wir mussten nicht lange warten, bis wir die Speisekarten bekamen und uns mit der Frage aller Fragen beschäftigen konnten: Was bestelle ich jetzt? Die einen wussten sofort, was sie wollten, andere fanden nichts ansprechend und einige konnten sich auf kein Gericht festlegen. Während meine Oma sich alle Mühe gab, die Karte ohne ihre Brille zu lesen, die sie zuhause gelassen hatte, orderten mein Onkel und mein Vater erst einmal ein Bier. Als es dann zur Bestellung kam, konnte mein Vater sich  einen Scherz nicht verkneifen. Er sagte meiner Oma, es gäbe ihr Gericht auch mit Bananensoße, welche sie dann auch bestellte. Das Gesicht der Kellnerin daraufhin war unbezahlbar und mein Vater fing heftig zu lachen an.

Einiges Gelächter, Schmunzeln und Augen verdrehen später kam dann auch das Essen. Meine Mutter war mit ihren zig verschiedenen Beilagen als Quasi-Hauptgericht völlig überfordert und meine Cousine und ich nach wenigen Bissen fast bereits satt, da unsere Oma uns schon nachmittags zum Kuchenessen eingeladen hatte, wobei ich noch immer nicht begreife, weshalb wir dies jedes Jahr vor dem großen Abendessen tun.

Alles in allem war es jedoch ein sehr schöner Abend, dessen Kosten meine Oma, wie jedes Jahr, übernehmen wollte, da wir bei uns am Tag zuvor die Bescherung ausrichten und meine Tante das Essen zu Heiligabend kocht. Die Rechnung einfach aufzuteilen, kommt für sie nicht in Frage. Und somit haben wir auch diesmal die Feiertage überstanden und könnten direkt mit der Planung für 2020 beginnen, schließlich sind es nicht einmal mehr 335 Tage bis zum nächsten Weihnachten.

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