Eine kleine Geschichte von großen Veränderungen
von Jan-Christian Kreul (Kl. 6)

Ismael wurde im Dezember des Jahres 2007 geboren. Seine Eltern liebten ihn sehr, doch die kleine Familie lebte in Syrien.
Ismaels Eltern kümmerten sich gut um ihn, und er wurde älter und war glücklich. Doch als 2011 die Menschen der Region im „arabischen Frühling“ aufbegehrten und der Bürgerkrieg in Syrien ausbrach, entschlossen sich Ismael und seine Eltern zur Flucht. Sie flohen nach Deutschland. Es war eine lange und beschwerliche Reise, sie mussten mit einem kleinen überfüllten Schlauchboot über das Mittelmeer fahren und wurden von Schleusern illegal über die Grenzen gebracht. Doch dann hatten sie es geschafft. Sie waren in Deutschland angekommen.
Ismaels Familie dachte, dass sich jetzt alles zum Guten wenden würde. Und anfangs sah es auch so aus. Sie bekamen eine kleine Wohnung, Deutschland gewährte ihnen Asyl und Ismaels Vater, der gelernter KFZ-Mechaniker war, bekam sogar eine Stelle in seinem Beruf. Ismael selbst lernte in einer Übergangsklasse Deutsch.
Doch als er dann in eine normale Klasse kam, da wurde alles anders. Denn in dieser Klasse gab es vier Schüler, die Spaß daran hatten Ismael zu mobben und ihn rassistisch zu beleidigen. Das ging ein paar Monate so. Ismael weinte fast jeden Tag, wenn er nach Hause kam. Er hatte sich so auf Deutschland gefreut und gedacht, dass jetzt alles besser werden würde. Doch es ging ihm so schlecht, dass er sogar zurück nach Syrien wollte.
Eines Tages kam ein neuer Mitschüler in die Klasse. Ismael war das erst einmal egal. Er dachte, dass sich für ihn sowieso nichts ändern würde. Doch als der Neue sah, wie Ismael von den vier Jungen gemobbt wurde, ging er zu der Gruppe und sprach sie an: „Wieso tut ihr das? Hört auf damit!“ „Und was willst du machen, wenn nicht?”, rief einer der Mobber. „Dann gehe ich zum Lehrer“, antwortete der Neue kühl. ,,Wenn du das tust, gibt‘s ‘ne Tracht Prügel“ „Davor habe ich keine Angst“, entgegnete der Neue. Und die Mobber, die eben noch Ismael geärgert hatten, wussten nicht, wie sie reagieren sollten und gingen kleinlaut weg.
„Ich heiße Leo“, sagte der Neue. „Wie heißt du?”. ,,Ismael”, sagte Ismael. Und die beiden wurden sehr gute Freunde.