Zombie-Gen versus Krebs

Elefanten besiegen Tumorzellen

von Nur Ali (Kl. 11)

Eventuell klingt der Titel wie ein schlechter Horrorfilm, tatsächlich handelt es sich hier aber nicht um einen Splatter-Streifen, sondern um die pure Realität – und aus Horror könnte Heilung werden. Schon lange sind die Diagnosen „Krebs“ und „Tumor“ in menschlichen Ohren weit gefürchtete Begrifflichkeiten, die in den Köpfen der Betroffenen und Angehörigen schreckliche Szenen auslösen. Chemotherapie, jahrelanger Kampf, physische und psychische Schmerzen, teure und aufwendige Transplantationen und letztendlich, wenn der bösartige Tumor zu spät entdeckt wurde, das unausweichliche Todesurteil. Auch wenn wir in der heutigen Moderne bereits viel geforscht, erfunden und gefunden haben, so haben wir immer noch kein wirksames und sicheres Mittel gegen Krebs gefunden. Doch könnte sich das vielleicht bald ändern?

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Ein sehr faszinierendes und eventuell sogar hilfreiches Gebiet bei der Krebsforschung bietet das erst kürzlich entdeckte Gen LIF6 beim Elefanten. Es wird auch liebevoll „Zombie-Gen“ genannt. Einen Grund dafür bietet der Zustand dieses Gens. Dabei handelt es sich eigentlich um ein inaktives, totes Pseudogen, welches keinerlei Funktion erfüllt. Jedoch wurde das Zombie-Gen durch Evolution und Verdopplungen des Genoms der Elefanten wieder reaktiviert und erwachte sozusagen „wieder zum Leben“. Amerikanische Forscher entdeckten dieses Gen und stellten fest, dass es wieder aktiv war und eine neue Funktion erhielt. Der erstmalige Bericht über dieses Zombie-Gen und seine Entdeckung wurde im Fachblatt „Cell Reports“ am 14. August 2018 veröffentlicht (Juan Manuel Vazquez et al.: „A zombie LIF gene in elephants is up-regulated by TP53 to induce apoptosis in response to DNA damage“, in: Cell Report 24 (2018), Heft 7, S. 1765-1776) . Das LIF6-Gen verstärkt den Krebsschutz, indem die Zellen empfindlicher auf DNA-Schädigungen reagieren und somit die programmierte Selbstzerstörung der Zelle eingeleitet wird. Vincent Lynch und sein Forscherteam von der University of Chicago forschten nach der Entdeckung weiter an diesem vielversprechenden Zugriff und suchten im Genom der Elefanten sowie ihren engsten Verwandten, den Seekühen und Klippschliefern, nach Krebsschutzgenen, über die andere Säugetiere nicht verfügen. Das LIF6 Gen ist mit einem neuen DNA-Abschnitt ausgestattet. Dieses fungiert als Genschalter, weshalb das LIF6 Gen wieder reaktivierbar ist. Diese Reaktivierung wird durch das p53-Protein ausgelöst, welches als Reaktion auf geschädigtes Erbgut auftritt.

Der genaue Mechanismus von der Aktivierung des LIF6 Gens bis zur Selbstzerstörung der kranken Zelle, ist noch nicht näher aufgeklärt. Jedoch zeigten bahnbrechende Versuche mit Mäusezellen, dass die Injektion des LIF6 Gens zu einer sehr effizienten Bekämpfung von Krebszellen führte. Besonders bei Elefanten könnte man sich die Frage stellen, warum es bei dieser Masse an Zellen so selten zu ernsthaften Krebserkrankungen kommt. Die Evolution hat auf das Wachstum der Elefanten reagiert und das LIF6 Gen herbeigeführt, welches den Dickhäutern erst ermöglichte, im Laufe ihrer Existenz auf dem Planeten Erde, solch eine Körper Masse zu entwickeln. Denn bei Lebewesen mit einer hohen Körpermasse und einer damit verbundenen, hohen Masse an Zellen, ist die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, extrem hoch und würde keine lange Existenzdauer der Art gewährleisten. Aus diesem Grunde waren Forscher so wissbegierig, zu erfahren, warum Elefanten so selten an bösartigen Tumoren leiden, obwohl sie die größten Landsäugetiere der Welt sind. „Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, Medikamente herzustellen, die die Wirkung des LIF6-Gens imitieren.“, kommentierte Vincent Lynch (zit. nach Joachim Czichos: „Zombie-Gen schützt Elefanten vor Krebs“, in: Wissenschaft aktuell, https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Zombie_Gen_schuetzt_Elefanten_vor_Krebs1771015590609.html). Die Entdeckung des LIF6-Gens könnte also ein großer Meilenstein in der Bekämpfung von Krebs bedeuten, die die Forschung nach einem Heilverfahren deutlich fördern könnte.

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