Hassmechanismen angehen!

Gedenken zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht 1938 in Jever

von Onno Smit und Konstantin Nöth (Kl. 10)

Der 9. November ist ein geschichtsträchtiger Tag für Deutschland. 1918 brach die Revolution in Kiel und Wilhelmshaven aus, die den Ersten Weltkrieg beendete und der ersten Demokratie auf deutschem Boden den Anstoß gab. Aber auch sehr undemokratische Geschehnisse sind an diesem Tag passiert. So plünderten Nationalsozialisten am 9. November 1938 jüdische Geschäfte, zündeten Synagogen an und töteten und verhafteten viele Juden. Und 51 Jahre später – am 9. November 1989 – ist die Mauer gefallen, was ein vereinigtes Deutschland wieder möglich machte. Freude gebührt dem (wieder)vereinten Deutschland, Trauer den Toten der Reichspogromnacht.

Aus letzterem unheilvollen Anlass trafen sich am Freitag, dem 9. November 2018, viele Jeveranerinnen und Jevereraner vor dem Gröschlerhaus, dem Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region, das heute auf den Grundmauern der am 09.11.1938 zerstörten Synagoge steht. Ziel war es, an den nun 80 Jahre zurückliegenden Tag der deutschen Schande zu erinnern und dabei auch ein für die Gegenwart und Zukunft geltendes Zeichen für Toleranz, Frieden und Gleichheit zu setzen.

Die Veranstaltung begann mit mahnenden und an die NS-Zeit zurückerinnernden Worten durch Pastor Volker Landig, Vertreter der Jüdisch-Christlichen Vereinigung Oldenburgs. Darauf folgte eine Rede des Bürgermeisters Jan Edo Albers, welcher zur Bewahrung der demokratischen und freiheitlichen Werte in unserer Gesellschaft aufforderte und mahnte, dass wir dafür auch in Zukunft einstehen sollten und insbesondere die Jugend aufgeklärt werden müsse, damit sich solche Taten niemals wiederholen. Ein Schüler des Mariengymnasiums und Mitglied im Jugendparlament in Friesland, Jannes Wiesner (Q2), forderte in einer darauffolgenden aufrüttelnden Rede, dass man sich gegen Hass und Intoleranz aussprechen sollte; Wiesner appellierte an die Versammlung, „Hassmechanismen anzugehen“.

Foto. Onno Smit

Nach der Kranzniederlegung vor dem Gröschlerhaus schritt man symbolisch den Weg ab, den die jüdische Bevölkerung Jevers vor 80 Jahren auch laufen musste, nämlich den Weg bis zum alten Stadtgefängnis. Dort hielt Pastor Möllenberg eine Rede und dann wurden, so ruhig und angemessen wie emotional bewegend, die Namen der 67 jeveraner Opfer des NS-Pogroms durch zwei Schüler/innen des Mariengymnasiums, Milena Ehlers und Milo Rose sowie Kyla Jabben und Teresa Habben (alle Q2), vorgelesen. Für jeden Namen wurde eine weiße Rose niedergelegt. Der Abend ging mit einer stillen Gedenkminute zu Ende.

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