Moderne Medizin in nordischer Heilerde?

Druiden setzten unbewusst Antibiotika ein

von Nur Ali (Kl. 11)

Die Legenden, Mythen, Sagen und Erzählungen des Nordens fesseln uns bis heute. Unermüdlich beschäftigen sich Historiker und Wissenschaftler mit den Relikten, Schriften und Überbleibseln der keltischen und germanischen Kultur. Besonders faszinierend erscheint deren Götterwelt und ihre im Auftrag der Götter handelnden Druiden. Diese fungierten damals als Geistliche und Heiler der nordischen Welt.

Illustration: Malte Vesper (THE ART-TEAM), Kl. 7

Für besondere Aufregung sorgte jedoch die vor Kurzem an einer nordischen Kultstätte aufgefundene Heilerde, welche Überlieferungen nach über ungewöhnliche Heilkräfte verfügen soll. Haben die Druiden tatsächlich über „göttliche“ Heilerde verfügt, mit denen sie Kranke und Verwundete erfolgreich behandeln konnten?

Die diesbezügliche nordische Kultstätte liegt in der Grafschaft Fermanagh im Südwesten Nordirlands. Paul Dyson und seine Kollegen von der Swansea University in Großbritannien gingen Hinweisen auf alte Heilpraktiken der Naturmedizin nach und trafen so auf die besagte, keltische Heilerde. Die Region, in der sich Fermanagh befindet, war bereits vor 1500 Jahren eine Wirkungsstätte von Druiden und wahrscheinlich sogar schon vor 4000 Jahren von kultischer Bedeutung. Überliefert ist, dass die besagte Heilerde neun Tage lang unter das Kopfkissen gelegt oder in einem kleinen Beutel am Körper getragen werden soll. Dies habe tatsächlich Wirkung gegen Zahnschmerzen, Haut- und Schleimhauterkrankungen gezeigt. Ein Placebo-Effekt? Oder doch keltische Magie? Nein, keins von Beiden.

Es handelte sich tatsächlich im weiteren Sinne um „moderne“ Medizin. Dies wurde klar, als eine bahnbrechende Entdeckung gemacht wurde.  Als nämlich Bodenproben der Heilerde untersucht wurden, fand man Bakterien, die hochwirksame Antibiotika freisetzen. Und nicht nur das. Bei dem Bakterium handelt es sich um eine unbekannte Art der Gattung „Streptomyces“. Dieser neue Typus bekam den Namen „Streptomyces myrophorea“. Die von ebendiesem Bakterium freigesetzten Substanzen zeigen sogar Wirkung gegen vier der sechs weltweit gefährlichsten, multiresistenten Krankheitserreger. Dabei handelt es sich um die Bakterienarten „Enterococcus faecium“, „Staphylococcus aureus (MRSA)“, „Klebsiella pneumoniae“ und „Acinetobacter baumanii“. Das neu entdeckte Bakterium hemmt das Wachstum dieser vier Krankheitserreger und geht so gegen diese vor. So berichtet es das Fachblatt „Frontiens in Microbiology“ (vgl: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmicb.2018.02458/full). Diese wissenschaftliche Zeitschrift berichtete erstmals im Oktober letzten Jahres über die hochinteressante Entdeckung. Auch die Website „Wissenschaft aktuell“ berichtete am 03.01.2019 in Form eines Artikels über den Fund in der heilenden Erde (Joachim Czichos „Antibiotika bildende Bakterien in heilender Erde entdeckt“, https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Antibiotika_bildende_Bakterien_in_heilender_Erde_entdeckt1771015590654.html).

Die chemische Struktur der Wirkstoffe, die das Bakterium freisetzt, ist noch nicht näher ermittelt. Der Nachweis von Antibiotika bildenden Bakterien könnte also tatsächliche die wundersame Wirkung der Heilerde erklären. Das Erforschen alter, überlieferter Heilpraktiken kann uns also nicht nur neue, historische Erkenntnisse bringen, sondern auch die Forschung im Bereich der modernen Medizin überraschend voranbringen und fördern. Auch wenn es am Ende keine keltische Gotteskraft war, die die mythische Erde enthielt, so war die nordische Welt dennoch faszinierend, einzigartig und im besten modernen Sinne innovativ.

Eine Antwort auf „Moderne Medizin in nordischer Heilerde?“

  1. Sehr interessanter Artikel!
    Wer hätte gedacht, dass sich in der Erde Antibiotika befinden?
    Was ich mich aber frage, wie konnte die Erde ihre Wirkung entfalten, wenn sie lediglich am Körper getragen und nicht direkt konsumiert wurde?

    Mfg

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